· 

Wintertöchter - Die Kinder

Oder: Die Forstau-Saga geht weiter

Ich sag es gleich vorweg: wer mit den Themen Brutalität, insbesonderer häuslicher Gewalt, Vergewaltigung oder Kindermord nicht umgehen kann, der sollte "Wintertöchter -Die Kinder"* auf gar keinen Fall lesen.

An all jene, die genügend Abstand haben, solche Thematiken verkraften können und wissen, das dies nur eine fiktive Geschichte ist, sage ich:

"Herzlich Glückwunsch zu Ihrem neuen Lieblingsbuch!"

Natürlich wird sich der ein oder andere Leser jetzt fragen, wie man ein Buch mit Gewalt und Mord zu einem Lieblingsbuch auserkiesen kann, aber ich will es gerne kurz erklären.

Während ich schon Band 1 der Forstau-Saga, als "emotional mitnehmend und nicht immer leicht zu lesen" beschrieben habe, setzt die Autorin Mignon Kleinbek in Band 2 noch einen drauf.

Ich habe noch nie einen Schriftsteller kennengelernt, der so schrecklich schön schreiben kann.

Gemeint ist: poetisch wundervoll bis tiefgründig liebevoll; und doch so schlimme Themen und Gedanken aufgreifend in ein Buch zu verwandeln.

Einfach fabelhaft.

Und deswegen muss ich einfach dieses Buch als Lieblingsbuch bezeichnen.

Inhalt

Während in Band 1 die Gabe in den Vordergrund gestellt wird und die zarten Kinderjahre von Anna betrachtet werden, sowie auch, dass Roman in das Leben von Marie tritt und die Gewalt nun Einzug erhält; beginnt nach einem tragischen Ende in Band 1 für die Familie eine schlimmere Zeit als je zuvor. Marie wird schrecklich krank und Marie muss sich Romans Lust immer und immer wieder beugen. Eines Tages ist sie plötzlich wieder schwanger und verheimlicht dies.

Nachdem sie sich das Leben nehmen will und davon abgehalten wird, ändert sich Annas Gemütszustand um 180 °. Sie will es Roman heimzahlen, will ihn Tod sehen. Doch sie ist nicht die Einzige mit solchen Plänen.

Weiterhin ist auch in diesem Band die Gabe des Seele-Schmeckens präsent und Anna wächst mit ihr.

Auch neue Personen tauchen in der Geschichte auf, welche für den weiteren Verlauf wichtig sein könnten.

Wieder wird die Geschichte durch Bucheinträge der veralteten Anna aus 2004 durchzogen und endet mit einer Überraschung.


Zitat

"Roman war getrieben von seinen widerstrebenden Gefühlen. (...) Er empfand glühenden Hass auf Marie (...) und zugleich eine quälende Lust auf ihre weißhaarige Tochter. Und auch wenn er die Angst vor seinen Verfolgern fürs Erste los war, reichte das Berühren der knotigen Naht hinter dem Ohr aus, um das Entsetzen der Nacht heraufzubeschwören. Genau, wie Annas Blick genügte, um sich an die blutigen Spuren ihrer nackten Füße zu erinnern." (S. 130)


Mehr dazu

Gerade das Ende verspricht eine neue Sicht der Dinge in Band 3, der laut Autorin definitv folgen wird. Viele Fragen sind offen geblieben und als mitfiebernder Leser erhofft man sich Lösungen im letzen Teil.

Inzwischen habe ich zumindest eine Erklärung warum die Reihe "Wintertöchter" heißt.

Etwas schade finde ich tatsächlich das Ende, wo es um die Protagonistin geht. Das Kapitel endet abrupt und hat mich traurig gestimmt. Vermutlich wird der folgende Band aus einer etwas anderen Sicht geschrieben werden.

Band 2 jedoch hat mich mehr als ergriffen, doch wäre es für mich nie in Frage gekommen, das Buch nicht zu beenden. Ich war quasi wieder mittendrin, habe alles Leid und die wenige Freud miterlebt.

In einem kurzen Gespräch mit Mignon haben wir beide festgestellt, dass sowohl sie, als auch ich manchmal von den Figuren im Buch träumen. So sehr lässt uns der Roman nicht los.

Als kleines Extra hat Frau Kleinbek im Anhang eine Sage niedergeschrieben, über ein Ritterschloss am Forstau, die so originial erzählt wird und im Buch erwähnt wurde.

Ich würde euch gerne so viel über die Geschichte erzählen, mit euch diskutieren, erklären was genau mich aufgewühlt und begeistert hat, gemeinsam offene Fragen klären, aber ich möchte nicht mehr spoilern, als das, was ich ohnehin schon gesagt habt.

Deswegen sage ich jetzt ganz klar: geht auf die Website vom Pinguletta Verlag und bestellt euch direkt Band 1 und 2 von "Die Wintertöchter".

Ihr werdet es nicht bereuen.

(Quelle: Wintertöchter - Die Kinder, Mignon Kleinbek, Pinguletta Verlag, 13,90 €, ISBN: 978-3-981767896)

 

*Das Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag zur Rezension zur Verfügung gestellt.


Hier geht es zu Band 1 der Wintertöchter-Reihe:

Kommentar schreiben

Kommentare: 0