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Ein Jahr ohne Made in China

Oder: Ab jetzt regionale Wertarbeit

Batterien, Kinderspielzeug, Computer, ja teilweise Kleidung; vieles wird in China oder in anderen asiatischen Teilen der Welt, günstig hergestellt. Das Produkt ist häufig billig in der Herstellung und kann daher als Massenproduktion auf den Markt gebracht werden. Oft ist es von minderer Qualität und von einer fairen Entlohnung der Menschen, die das Produkt herstellen, ganz zu schweigen.

 

In einer Zeit, in der es normal ist, im Überfluss zu leben und sich vieles leisten zu können (und ich rede hier von den Industienationen), wird eher auf Quantität anstatt auf Qualität geachtet.

In Spielzeugen werden Weichermacher verwendet, die schädlich für unsere Kinder sind, aber wenigstens war es günstig. Geräte werden mit billigen Teilen verbaut, damit sie schnell den Geist aufgeben und man zügig Ersatz kauft.

Kleine Firmen sterben aus, der selbstständige Einzelhändler wird von Ketten verdrängt, Konzerne gewinnen die Oberhand. Der Kunde möchte möglichst viel für wenig Geld erhalten, am besten mit einer hohen Qualität. Aber irgendwo müssen Abstriche gemacht werden und meist ist es die Qualität.

 

Schon jetzt wird gesagt, dass das Geld in den nächsten Jahren knapp werden wird, die Haushalte verschulden sich zunehmend und die Börsen stürzen ein.

Und wer ist Schuld? Wir! Beziehungsweise die Politik und wir.

Wir lassen uns beeinflussen, die Folge: sparen und trotzdem den gewohnten Standard nicht aufgeben. Also kaufen wir lieber Produkte aus Ländern wie China, anstatt unsere regionalen Händler zu unterstützen oder ein paar Euro mehr, für echtes landesbezogenes Handwerk auszugeben. Wir vergessen, dass wir oft mehr davon haben, weil der Gegenstand XY dann länger hält und wir somit unsere eigene Wirtschaft ankurbeln.

 

Meist sind es nur wenige Komponente in einem Gegenstand, vor allen in technischen Geräten, die ohne Zweifel in China hergestellt wurden. Um so schwieriger ist es, dies herauszufiltern und komplett auf Produkte zu verzichten, die aus diesen Ländern stammen.

Aber genau das will eine Familie aus Amerika versuchen. Gerade in dem Land mit den unbegrenzten Möglichkeiten ist es ein Leichtes, einfach mal eben zum nächsten Discounter zu gehen und für wenige Taler eine Kamera zu erwerben.

Mit Hartnäckigkeit und Verweigerung, Tränen und jeder Menge Geld, versucht die Familie ein Jahr lang, ohne Produkte -Made in china- zu leben. Besonders alltägliche Situationen werden zur Herausforderung, die Kinder leiden stark darunter.

Wie die Familie sich im Laufe der Zeit verändert und am Ende zu den Dingen steht, schreibt die Journalistin selbst in ihrem Buch.

 

Eine Autobiografie zu einem Thema, welches uns alle betrifft und deshalb sehr zu empfehlen ist. Ich selbst bin zu schwach, um ein solches Experiment zu wagen und fand es spannend lesen zu dürfen, wie stark der asiatische Einfluss auf die Kaufkraft und Markenwelt einwirkt.

Die Autorin beschreibt sehr detailliert die verschiedenen Situationen des Verzichts und welche Alternativen es gibt.

Ich kann dieses Sachbuch im Romanstil jeden ans Herz legen, der Lust auf Veränderung hat.

(Quelle: Ein Jahr ohne "Made in China", Sara Bonjiorni, Wiley Verlag, 19,90 €, ISBN: 978-3-527503506)

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